Mehr Geld für Neubauförderung

Weniger Geld für Sanierungen

Matthaei: MeinungsbildAngesichts mangelnden Wohnraums hat die derzeitige Bundesregierung die Absicht, für das nächste Jahr die Neubauförderung zu intensivieren. Gleichzeitig soll die Sanierungsförderung schrumpfen.

Völlig verkehrter Ansatz

Immobilienverbände und Bauindustrie rechnen dabei nicht mit einer wesentlichen Steigerung der Neubautätigkeit. Die Rahmenbedingungen sind zu ungünstig, als dass eine erhöhte Förderung die Wirtschaftlichkeit wieder herstellen könnte.

Das Einschränken der Sanierungsförderung dagegen wird direkte Auswirkungen haben. Die ohnehin schlechte Sanierungsquote wird noch schlechter. Die ohnehin niedrigen Klimaschutzziele der Bundesrepublik werden noch weniger erreicht.

Die Fördermittel für Sanierungen (BEG) sollen von 15,3 auf 12,1 Mrd. Euro, also um mehr als 20%, gekürzt werden. Der Verband der Immobilienverwalter (VDIV Deutschland e.V.) dazu: „Das bedeutet: Weniger Anreize für umfassende Sanierungsvorhaben, weniger Investitionen in die Zukunft und ein Rückschritt auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2045. Klimapolitik mit dem Rotstift war noch nie ein Erfolgsrezept und wird es auch diesmal nicht sein.“

Ab dem Jahr 2027 wird der Preis für CO₂-Emissionen im Gebäudesektor nicht mehr staatlich festgelegt, sondern im Rahmen des europäischen Emissionshandels ETS II durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Das hat weit reichende Folgen für Eigentümer von Immobilien im Mietsegment. Während bislang die Mieter die Energiekosten noch praktisch alleine tragen, müssen zukünftig Vermieter energetisch schlechter Immobilien sich an den Kosten beteiligen.

Das hat Auswirkungen

Obwohl die Neubauförderung an anspruchsvolle energetische Vorgaben gekoppelt wird, kann damit nicht ansatzweise eine Verbesserung der Gesamtbilanz erreicht werden, wenn die alten Gebäude bleiben, wie sie sind. Klimaschutz? Nicht mit dieser Bundesregierung.

Hohe Baukosten und weiterhin hohe Zinsen führen zu einer eher abwartenden Haltung. Bauprojekte werden verschleppt oder gar nicht erst geplant. Die Förderung löst nicht das Problem des Wohnungsmangels.

Fehlende Sanierungen treiben nachhaltig die (Neben-)Kosten des Wohnens in die Höhe. Energie, die für das Heizen (und Kühlen!) verbraucht wird, ist verbrannt. Weder der Rohstoff noch das dafür aufgewandte Geld können investiert werden. Die Haltung unserer Spitzenpolitiker ist also äußerst kurzsichtig.

Was tun?

Dummheit kommt von tumb – taub und bedeutet Nicht-Wahrnehmen dessen, was ist. Oft scheint es, als sei dies eine Tugend, die haben muss, wer ein hohes politisches Amt anstrebt. Das nicht Wahrnehmen oder nicht wahrhaben Wollen des sich immer weiter beschleunigenden Klimawandels, das nicht Wahrnehmen oder nicht wahrhaben Wollen der Bedingungen unter denen gebaut oder eben nicht gebaut wird, das nicht Wahrnehmen oder nicht wahrhaben Wollen der Konsequenzen, die Entscheidungen und Handlungen haben, deutet auf eine Ferne von der Realität, mit der keine sinnvollen Entscheidungen getroffen werden können. Leider ist das Wahlvolk nicht besser aufgestellt.

Wer noch schnell handeln will, stellt noch in diesem Jahr einen Förderantrag für die Projekte, die für nächstes Jahr geplant sind. Damit lässt sich kurzfristig noch eine Finanzierung sichern.

Längerfristig wird man in den sauren Apfel beißen und entweder mehr für Sanierungen oder mehr für Energie ausgeben müssen.

Abbildungsnachweis:
Meinungsgeber Olof Matthaei, bearbeitetes Foto: Archiv IB Matthaei

Weitere Beiträge zum Thema Förderung und Klimapolitik:
Pressemitteilung des VDIV vom 31.07.2025: Klimaziele geopfert – VDIV kritisiert geplante Kürzungen bei Sanierungsförderung im Haushaltsentwurf 2026
Artikel des VDIV vom 03.06.2025: Steigender CO₂-Preis ab 2027: deutlich höhere Kosten drohen
Artikel vom 24.03.2025: Heizungsförderung für Vermieter
Artikel vom 05.02.2025: Politik ignoriert Klimakatastrophe

Ingenieurbüro Matthaei