Ingenieurbüro Matthaei · Wuppertal
Luftfilter für Klassenräume
Derzeit kursieren Forderungen, Klassenräume in Schulen und Gruppenräume in Kindertagesstätten mit Luftfiltern auszustatten, um Corona-Viren heraus zu filtern. Der Gedanke dabei ist, dass dann nicht ständig gelüftet werden müsse, was auch als Energie sparend gesehen wird.
Die Industrie liefert passende Produkte. Von öffentlicher Seite wird der Einsatz finanziell gefördert.
Der Ansatz
Es zeigte sich in den Untersuchungen der Ausbreitungsdynamik des SARS-CoV-2, dass das Virus überwiegend in Tröpfchen verbreitet wird, die beim Niesen und Husten ausgestoßen werden. Daraus erwuchs die Forderung in Klassenräume spätestens alle 20 Minuten zu lüften, um einen Großteil der Luft auszutauschen und so die Viruslast herunter zu bekommen. In der kalten Jahreszeit führte das dazu, dass die Schülerinnen und Lehrer im Mantel bleiben mussten, weil die Heizung es nicht schafft, gegen offene Fenster anzuheizen.
So kam der Gedanke auf, die Beseitigung der Viren raumintern mit Filtern zu erledigen. Die Lüftungsindustrie hat die entsprechenden Apparate gerne gebaut und bietet sie nach wie vor an.
Ein Denkfehler
Diese Lösung funktioniert. Aber nur, was die Virusbelastungen angeht. Die Filter reinigen die Luft mit Feinstfiltern (HEPA 14) gegen Schwebstoffe. Die Luft behält ihre Temperatur. Was aber nach wie vor auf der Strecke bleibt, ist der Austausch der Luft. Wird im Innenraum gefiltert, dann steigt der CO2-Gehalt ungehindert weiter. Kohlendioxid soll aber in Aufenthaltsräumen nur eine maximale Konzentration von 1.000 ppm haben. Jeder höhere Wert führt zum Eindösen der Kinder. Die Konzentrationsfähigkeit leidet erheblich unter dem Vorhandensein von zu viel CO2.
Zu beachten ist auch, dass die Filter häufig ausgetauscht werden müssen, was mit erheblichen Kosten verbunden ist. Das Glasfasergewebe der benutzten Filter stellt einen biologisch hoch kontaminierten Sondermüll dar.
Die „richtige“ Lösung
Die Tatsache der Kohlendioxid-Unverträglichkeit des Menschen ist seit über hundert Jahren bekannt und seit Jahrzehnten besteht die Forderung, Schulräume mit Lüftungsanlagen auszustatten, um die Schüler und Lehrerinnen mit ausreichend Frischluft zu versorgen. Technisch gesehen eigentlich: um die Altluft zu beseitigen. Werden die Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung ausgestattet, dann wird mehr Energie aus der Luft zurück gewonnen als für die Ventilatoren aufgewandt wird.
Fazit
Filteranlagen in Schulräumen können nur eine übergangsweise Notlösung darstellen und sollten schnellstmöglich durch ordentliche Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung ersetzt werden. Der Einsatz von Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung weist über die Zeit der Corona-Epidemie hinaus Vorteile auf. Die Konzentrations- und damit Lernfähigkeit wird gesteigert und weniger Energie verbraucht.
Bildnachweis:
Filteranlagen, Produktdarstellungen der Firma Helios Ventilatoren GmbH & Co. KG
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