Klimaschutz als Welt verbindende Utopie
Ein Kommentar von Olof Matthaei:
Derzeit leidet die gesamte Welt durch die vorherrschende Ausrichtung auf Wirtschaftswachstum. Gesellschaft findet kaum noch statt, weil der eigene Profit das höchste aller erstrebenswerten Güter darstellt. Mitmenschlichkeit und Sorge sind verloren gegangen. Flüchtige werden als Konkurrenten gesehen, nicht als Schutz bedürftige, Schützenswerte. Fluchtursachen werden ignoriert, weil sie das eigene Profitstreben in Frage stellen würde. Klimawandel wird geleugnet, weil die Bekämpfung seiner Ursachen dem Wirtschaftswachstum in die Quere kommen könnte.
Die Staaten zerfallen, die zwischen- und überstaatlichen Organisationen wie EU und UNO werden zunehmend demontiert aus dem Glauben heraus, als Egozentriker mehr für sich selbst heraus ziehen zu können. Die USA werden von ihrem Präsidenten vor die Wand gefahren. Die EU zerbricht an den Egoismen von Britannien, Polen, Dänemark. Spanien implodiert am Katalonien-Streit, Griechenland kommt nicht wirklich auf die Füße. Es sind nicht die Zweit- und Drittwelt-Staaten allein, die um eine Integrität kämpfen müssen. Überall fehlt den Menschen die positive Identifikationsmöglichkeit mit ihrer Welt.
Konzerne übernehmen Führung, wo staatliche Führung versagt. Dabei können dies ebenso Mafia-Organisationen sein, wie Wasser-Versorger, Internet- oder Energiekonzerne. Das ist die logische Weiterentwicklung von Profitorientierung und Privatisierung. Politische Organisationen wie die AfD sind da nur der hilflose Versuch, das Heft des Handelns wieder in die bürgerliche Hand zu bekommen, arbeiten mit Ausgrenzung des anderen, mangels positiver Identität.
Im Kontext großer Gefahr, in der wir uns tatsächlich befinden, kann die Bekämpfung dieser Gefahr zu einem verbindenden Element werden. Der Klimawandel, den wir Menschen selbst verursachen, bedroht uns und die gesamte Biosphäre des Planeten. Daraus könnte die Einheit stiftende Aufgabe erwachsen, unser Leben zu retten. Zwei Wege sind möglich: Die Flucht in den Weltraum und Besiedlung anderer Planeten oder aber die Besinnung auf die Mutter Erde.
Es gibt bislang keine Kenntnis von Planeten im auch nur annähernde erreichbaren Um-Raum, die für Menschen bewohnbar wären. Das nächste Sternsystem ist ca. vier Lichtjahre entfernt. Unerreichbar für Lebewesen wie Menschen. Uns bleibt nur die Erde.
Charismatische Anführer an verschiedenen Orten der Erde könnten eine Utopie in Umlauf bringen von einer geeinten Welt, die daran arbeitet, zunächst das Klimaproblem durch Beenden des fossilen Energiezeitalters zu lösen, dann eine Begrenzung der Weltbevölkerung zu erreichen und eine Reduktion des Konsumierens und egozentrischen Profitierens.
Weder Staaten mit ihren Regierungen noch Wirtschaftskonzerne oder Mafia-Organisationen können uns bei diesem Weg helfen. Etwas ganz neues muss wachsen, ohne dass wir jetzt schon wüssten, was das sein könnte. „Eine Utopie ist der Entwurf einer fiktiven Gesellschaftsordnung, die nicht an zeitgenössische historisch-kulturelle Rahmenbedingungen gebunden ist,“ lautet die Definition von Utopie bei Wikipedia. Die Erde ist durch moderne Kommunikation wieder eine kleine Scheibe geworden. Wir können Utopia nicht an einem unentdeckten Gestade suchen, sondern müssen es sozusagen zu Hause errichten.
Das Jahr hat gerade begonnen. Viel Glück!
Bildnachweis:
Foto und Bearbeitung: Archivbild Ingenieurbüro Matthaei
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