Klimaschutz international
Amerikanischer Präsident vs. Deutsche Bundesregierung
Mit kleinem Federstrich meinte der amerikanische Präsident die internationalen Klimaschutzabkommen der letzten großen Konferenz aus Paris vom Herbst 2015 verlassen zu können. Das Tamtam in den anderen Staaten das darum gemacht wurde war erheblich. Mittlerweile ist es schon wieder etwas ruhiger geworden, andere Themen drängen sich in den Vordergrund.
Was aber ist real? Wie erheblich wirkt es sich aus, wenn Amerika seinen freiwilligen Verpflichtungen zum Klimaschutz nicht nachkommt?
Sicherlich gehören die Vereinigten Staaten von Amerika zu den ganz großen Umweltverschmutzern. Sowohl im eigenen Land als auch weltweit. Sie haben den höchsten Energieverbrauch – pro Kopf und insgesamt stehen sie für fast vierzig Prozent weltweit.
Wenn dieses Land nicht mitspielt, dann sind die von allen anderen durchgeführten Einsparungen nie voll wirksam. Es ist das Gleiche wie in Deutschland, wo ständige Verschärfungen der Energieeinsparverordnung den Neubau Energie-effizienter machen, aber ein Riesenhaufen alter ineffizienter Gebäude existiert und so jede Einsparung konterkariert.
Schafft Deutschland den Klimaschutz?
Ob jedoch das Lamento der anderen Staaten gerechtfertigt ist, darf bezweifelt werden. Deutschland zum Beispiel steht zwar nur für 1,1 % der Weltbevölkerung, aber schon für 2,5 % des Kohlendioxidausstoßes, und gehört zu den lautesten auf dem Hühnerhof der Staatengemeinschaft.
Wir (in den Fällen wo man sich mit Deutschland einig und im Recht befindet, immer das große Wir verwenden!) sind ja sowieso die größten Klimaschützer überhaupt. Glauben wir (jetzt schon lieber mit dem kleinen „wir“) das wirklich? Wodurch ist diese Überheblichkeit gedeckt? Nutzen wir nicht auch mindestens fünfmal mehr Ressourcen als uns global zustünden, wenn diese Ressourcen gerecht unter allen Menschen aufgeteilt würden und das Maß Umwelt-verträglich wäre?
Die großen Ziele der Energie- und CO2-Einsparung und des Klimaschutzes werden nicht erreicht. Wir sind Verpflichtungen eingegangen: Bis 2020 20 % weniger Treibhausgas-Emissionen, 20 % Erneuerbare Energie und 20 % mehr Energieeffizienz verglichen mit 1990. Bis 2050 sogar 80% weniger. Alles Makulatur. Die Realität ist: Deutschland verbraucht mehr Energie bei nur leicht erhöhter Effizienz. Insbesondere der Verkehr wächst unaufhaltsam, mit Förderung des Bundes.
Braunkohle ist nach wie vor Energieträger Nummer Eins für die Stromproduktion. Einzig erfreuliches Signal der letzten Monate ist, dass Hannelore Kraft (auch genannt: Kohle-Kraft), die wie kaum jemand sonst für die staatliche Unterstützung der Braunkohleverwendung steht, von den Nordrhein-Westfalen als Regierungs-Chefin abgewählt wurde. Das Volk will gar keine fossile Energie mehr. Wir wollen die Energiewende, aber ohne unseren Staat geht das nicht. So lange die fossile Lobby die Politik weiter im Griff hat, lässt sich das kaum ändern.
Schafft Trump, was Trump nicht will?
Trumps Kündigung der Pariser Klimaschutzabkommen und der amerikanischen Selbstverpflichtungen schien bislang auf ihn selbst zurück zu fallen. Immense Proteste im eigenen Land, Kommunen und Bundesstaaten, die äußern, an den Zielen festhalten zu wollen, auch wenn der Staat und sein Präsident das nicht mehr tut, gehören zu den ersten Reaktionen von Trumps unverständlicher Politik. Klagen gegen seine einsame Entscheidung sind bereits angekündigt.
Was er will, ist klar: Er will unabhängig von der Einrede und Kontrolle anderer Staaten frei amerikanisch Handeln. Niemand soll ihm irgend etwas vorschreiben. Um dieses eigentliche Ziel zu verschleiern, behauptet er dreist, dass der Klimawandel eine Erfindung von Feinden Amerikas und der Freiheit sei. Wissenschaft ist viel zu komplex, um von diesem Präsidenten verstanden zu werden.
Ganz anders die Deutsche Regierungs-Chefin Dr. Angela Merkel. Physikerin! Wer will daran zweifeln, dass sie Wissenschaft nicht verstünde? Und doch war es genau diese Kanzlerin, die einen Zickzack-Kurs um die Atomenergie gefahren ist. Heute fliegt ihr genau das um die Ohren, indem das Bundesverfassungsgericht die Erhebung der Brennelemente-Steuer als grundgesetzlicher Grundlage entbehrend widerruft.
Unter ihrer Führung wurde und wird Kohle-Energie weiter ausgebaut. Sie verantwortet eine Staatsführung, die es nicht einmal im Ansatz schafft, die proklamierten Ziele bei Energieeinsparung und Klimaschutz zu verfolgen, geschweige denn zu erreichen. Was sie will, was unsere Bundesregierung will, ist weit weniger erkennbar, als was der amerikanische Präsident will.
Wenn aber der große Rummel, der um Trump gemacht wird, dazu führte, dass jetzt tatsächlich die anderen Staaten sich zusammen raufen, um den Klimaschutz zu verstärken, – und sei es nur um dem alten Wirrschopf zu zeigen, dass man auch ohne ihn kann – wenn jetzt wirklich alle Staaten, außer den USA, weniger fossile Energie verbrauchen würden, dann, ja dann wäre viel erreicht. Für Alle!
Der amerikanische Präsident könnte schalten und walten wie er will. In den Grenzen, die das Verfassungsgericht und letztlich das Volk ihm erlauben. Er wäre isoliert auf seiner Robinson-Insel, bis der Druck seiner hungernden Bevölkerung sich in einer Lynch-Justiz entlädt die ihn als Ausdruck amerikanischen Freigeistes aus dem Amt jagt. Der Rest der Welt wäre den USA um Jahre voraus und könnte mit sauberer Energie einen luxuriösen Lebensstil pflegen.
Energie, in jeder Menge und billig verfügbar, erlaubt dann eine Recyclingquote von hundert Prozent. Äcker werden renaturiert und müssen keinen Boden zerstörenden Mais, Raps und Soja mehr tragen. Es gibt wieder öffentliche Schwimmbäder. Eines Tages werden wir sagen: Der dümmste Mensch, der es jemals zum Präsidenten gebracht hat, hat uns all das beschert. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte ist: WIR müssen das jetzt selbst tun!
Im Herbst sind Wahlen. Da werden bei uns die Weichen gestellt.
Bildnachweis:
Klimaschutz nicht ärztlich verordnet, Karikatur: copyright Mester, SFV.de
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