Schimmel - Ein Energiethema ?!

Schimmelpilzsanierung beginnt bei der Ursachen-Erforschung

Schimmelpilze sind stete Begleiter des Menschen. In frischer Waldluft sind ihre Sporen reichlich enthalten doch auch in Häusern gibt es viel Schimmel. Rund 60 Prozent aller Häuser in Deutschland seien von Schimmel in mehr oder weniger großem Ausmaß betroffen, wird in verschiedenen Untersuchungen beschrieben1).

Schimmel-an-Aussenkante-140114In der Natur dient der Schimmel dem Abbau organischer Substanz, wobei diese in einem fortschreitenden Degradationsprozess dem allgemeinen Nährstoffkreislauf wieder zugänglich gemacht wird. Holz ist durch seine besondere Struktur von in Lignin eingebetteten Zellulose-Fasern und oftmals eine Imprägnierung mit Terpen-Harzen vor bakteriellem Befall gut geschützt und auch für die meisten Tiere unappetitlich. Nach einem langen Leben des Baums müssen daher erst Pilze das Lignin abbauen, bevor andere Organismen mit der weiteren Zersetzung fortfahren können.

Im Haus ist Substanzabbau durch Schimmelpilze im Allgemeinen unerwünscht.
Auch ein Schimmelpilz: penicillium-camemberti Tritt hier Schimmel auf, dann entspricht dies nicht dem Wunsch der Bewohner. Die Sporen vieler Schimmelpilze können Allergien auslösen und bei empfindlichen Menschen auch asthmatische Erkrankungen hervorrufen. Manche Pilze sind giftig. Andere wie Penicillium Camemberti sind dem Menschen durchaus zuträglich.

In diesem Beitrag will ich jedoch nicht weiter auf die Biologie und gesundheitliche Aspekte des Schimmels eingehen. Vielmehr geht es mir um die Frage, wieso Schimmel in solch reichlichem Maß in Häusern vorhanden ist und was dagegen getan werden kann. Um es vorweg zu nehmen: Wir Energieberater können eine Menge für Sie und gegen den Schimmelbefall bewirken.

Wie kommt der Schimmel ins Haus?

Schimmelsporen sind reichlich in der Luft vorhanden. Selbst, wenn es gelänge das Haus gegen sämtliche Ausseneinflüsse abzudichten und die Luft nur durch Feinstfilter zu lassen, würden wir mit der Kleidung, dem Essen, ja selbst mit unserem Atem Sporen ins Haus bringen. Die Frage ist also eher, warum setzt sich der Pilz auf manche Stellen und auf andere nicht. Die Antwort ist sehr einfach: Schimmel benötigt Feuchtigkeit. Die Temperatur ist ihm in weiten Bereichen egal, aber Feuchtigkeit benötigt er ebenso wie der Mensch. Und wir sind es selbst, die die Feuchtigkeit ins Haus bringen. Durch Atmen, Kochen, Waschen etc. verdampfen wir Wasser in die Luft. Diese kann bei normalen Wohnverhältnissen (20°C) bis zu 17,3 Gramm Wasser je Kubikmeter Luft aufnehmen. Mithin in einem Raum von 20 m² Grundfläche und 2,5 Metern Raumhöhe etwa 865 Gramm.

Dampfsättigung-in-LuftWenn sich die Luft abkühlt, kann sie nur noch weniger Wasser aufnehmen. Wenn also die Luft mitten im Raum bei 20°C eine relative Luftfeuchtigkeit von 55% aufweist, dann hat sie einen Wasserdampfgehalt von 9,5 g/m³. Wenn man nun im Diagramm bei 20° bis zu 55% hoch geht und dann nach links schaut, wo die 9,5 g/m³ die Sättigungskurve schneidet, dann erhält man die Taupunkttemperatur. Das ist die Temperatur, ab der die Luft keine weitere Feuchte mehr aufnehmen kann. Wenn sie weiter abkühlt kondensiert Wasser aus. Im Beispiel ist diese Temperatur bei 10°C zu finden.

Dem Schimmel gefällt es aber schon bei ungefähr 80% relativer Feuchte. Und diese finden wir im Diagramm für das Beispiel bereits bei 13°C. Der Energieberater kann (z.B. mit einem Infrarot-Thermometer) die Oberflächentemperatur messen. Die beiden folgenden Fotos zeigen die Temperatur bei 0°C Außentemperatur mitten auf einer Wand und in der Kante hinter einem Möbel.

Temperaturmessung-auf der Wand Temperaturmessung in der Kante

Die Luft vor der Wandoberfläche hat eine Temperatur nahe an derjenigen der Wandoberfläche. Manche Schimmelarten bilden dünne Fäden mit denen sie Staub und Feuchtigkeit aus der Luft herausfiltern können. Die im Bild gezeigte Raumecke hat also durchaus Schimmelpotenzial.

Es gibt andere Ursachen für feuchte Bauteile. In Badezimmern wird regelmäßig sehr viel Dampf gemacht. Duschwasser von 40°C verdampft leicht und bildet Nebel. Das zeigt, dass die Luft schon gar nicht mehr im Stande ist, weitere Feuchtigkeit aufzunehmen. An Spiegeln und anderen Oberflächen schlägt sich der Wasserdampf nieder. Der Spiegel ist nicht kälter als der Raum. Die oben gezeigte Dynamik der relativen Luftanfeuchtung vor kalten Oberflächen greift also nicht. Hier ist ganz einfach zu viel Nässe im Raum. Nur Lüften hilft dagegen (Vergleiche auch den Fachbeitrag zur „Richtigen Lüftung“).

Viele Keller haben einen dumpfen Geruch, der auf das Vorhandensein von Schimmel hinweist.
Schimmelpilzgeflecht im Keller: Hausschwamm?
Hier ist die Quelle der Feuchtigkeit oft nicht der Bewohner. Dieser kommt nur selten in den Keller und tut dort nicht viel. Vielmehr dringt in viele Keller Feuchtigkeit durch die Wände oder den Boden ein. Dabei gibt es sehr unterschiedliche Situationen. Eine leichte Erdfeuchte ist normal. Diese kann durch die Bauteile diffundieren oder auch kapillar weitergeleitet werden. Es kann am Hang tatsächlich ein Wasserdruck gegen das Gebäude bestehen. Es kann aber auch ein hoher Salzgehalt Wasser sozusagen ansaugen. Durch Verdunstung (erkennbar an „Ausblühungen“) reichert sich das Salz an und beschleunigt diesen Prozess immer weiter. Hier geht es um Abdichtungsthemen. Grundsätzlich erfordern solche Themen, neben der Schimmelsanierung, vor Allem Ursachenforschung und Mängelbeseitigung. Solange die Ursache nicht beseitigt ist wird der Schimmel immer wieder kommen.

Nicht einmal selten sind aber auch undichte Abwasserleitungen. Das Wasser entsteht sozusagen im Haus selber und läuft durch Bauteile, um sich an irgendwelchen ganz anderen Stellen als feuchter Fleck oder auch als Pfütze zu zeigen. Diese Probleme sind offensichtlicher und werden zumeist erkannt, bevor der Schimmel sich groß ausgebreitet hat. Aber auch hier gilt: Erst die Ursachen finden und abstellen, dann die Folgeschäden und eventuellen Schimmelbewuchs beseitigen.

Was tun, wenn Sie Schimmelbefall feststellen?

Eine ganze Menge an Information gibt das Umweltbundesamt mit einer Broschüre „Schimmelpilz-Leitfaden“. Helfen können Ihnen auch Schimmelpilzsachverständige, Bauschadensachverständige und eben in vielen Fällen auch Energieberater, Haustechnik-Planer, Installatöre, spezialisierte Bauunternehmen (je nach Problemstellung).

Das Ingenieurbüro Matthaei kann Sie bei den meisten Fragen rund um Feuchte, Schimmelpilz und Schimmelsanierung unterstützen. Wir bieten bauphysikalische Untersuchungen zur Ursachenermittlung und als Grundlage für die Planung und Leitung weiterer Maßnahmen. Auch in der häufigen Streitigkeit zwischen Mietern und Vermietern können wir Ihnen helfen, wobei wir unparteiisch die Ursachen herausarbeiten und eine Mediation zwischen den Streitparteien anregen. Im Rahmen allgemeiner Energieberatung finden wir Bauteile die nicht den Mindestwärmeschutz einhalten sowie Wärmebrücken, vor denen die Temperatur deutlich absackt. Wir planen Maßnahmen, helfen Ihnen bei der Fördermittelbeschaffung und begleiten oder leiten die Umsetzung.

Wenn sie Schimmel in der Wohnung haben, dann handeln Sie! Schimmel ist schädlich und zeigt ein Problem mit dem Haus oder dem Nutzerverhalten, das gelöst werden muss.


1) Z.B. Umfrage auf test.de im Januar 2013

Ingenieurbüro Matthaei
Menü