Wohnungslüftung – Das Komfortpaket

18. Jul. 2014 von Webmaster

Wohnungslüftung bietet viele Vorteile: Ständig genug frische Luft, Abfuhr von Schadstoffen und Feuchtigkeit, erhebliche Energieeinsparung. Dennoch wehren sich nach wie vor viele Deutsche gegen den Einbau von Lüftungsanlagen in ihre Häuser.

Wann ist eine Lüftungsanlage sinnvoll ?

Wenn Wohnhäuser neu gebaut werden, gehört es inzwischen nahezu zum Standard, dass Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung eingebaut werden. Selbst nur nach den Minimalanforderungen der Energieeinspar-Wohnungslüftung mit VorwärmregisterVerordnung (EnEV) gebaute Häuser sind inzwischen derart dicht, dass die Nachrechnung im Lüftungskonzept die Notwendigkeit lüfftungstechnischer Maßnahmen zeigt.

Doch auch wenn Häuser saniert werden, indem neue Fenster eingebaut werden oder Dachflächen gedämmt und in diesem Zug (nahezu) luftdicht gemacht werden, ist der Luftwechsel durch Ritzen oft nicht mehr ausreichend als Minimallüftung für den Feuchteschutz, also für die Abfuhr der Feuchtigkeit aus dem Gebäude, um Schimmel zu verhindern.

In solchen Fällen wird es notwendig, lüftungstechnische Maßnahmen zu ergreifen. Darunter sind nun nicht die mittlerweile verbreiteten „Zwangslüftungen“ in Fenstern zu verstehen, die allenfalls die Minimallüftung zum Feuchteschutz darstellen. Die DIN 1946-6 schreibt deutlich vor, dass, wenn die Dichtheit des Gebäudes Maßnahmen erforderlich macht, eine Auslegung für eine reguläre Lüftung ohne Zutun des Nutzers realisiert werden muss. Dafür reichen die Lüftungsöffnungen in den Fenstern nicht. Im Gegenteil müssen diese als Mangel angesehen werden und führen zu einer Reduktion der Wärmedämmung der Fenster. Damit wird eine Förderung solcher Fenster durch das KfW-Programm 152 „Energieeffizient Sanieren – Einzelmaßnahmen“ in der Regel nicht mehr möglich sein.

Lüftungstechnische Maßnahmen

Die einfachste Form der lüftungstechnischen Maßnahmen wird eine Abluftanlage sein, die in Küchen und Bädern, also an den Entstehungsorten größerer Mengen an Feuchtigkeit und Gerüchen, die Luft absaugt. In den anderen Räumen werden Außenluftduchlässe installiert, so dass genug Luft nachströmen kann. Dazwischen liegende Räume wie z.B. Flure sind Überstromräume. Die Menge der Luft kann fest eingestellt werden, so dass ein ständiger Luftaustausch stattfindet. Es kann aber auch über einen Feuchtesensor die Lüftung lediglich dann aktiviert werden, wenn dies für die Feuchteabfuhr notwendig wird. So lässt sich der Wärmeverlust minimieren und doch die Wohnung oder das Haus trocken halten.

Wir empfehlen unseren Kunden immer den Einsatz einer balancierten Zuluft-/Abluft-Anlage mit Wärmerückgewinnung. Bei dieser Form der Lüftungsanlage sind Zuluft und Abluft-Volumenstrom gleich groß. Die gesamte Luftmenge wird also über die Lüftungsanlage geführt. Die Wärmerückgewinnung sorgt dafür, dass während der Heizsaison kaum Wärmeverluste durch die Lüftung stattfinden. Auf ein Jahr bezogen spart dies etwa 10-15 kWh Heizwärme je Quadratmeter ein.

Wohnungslüftung mit noch mehr Komfort

Nun haben wir derzeit Außentemperaturen von über 30°C. Wärme im Haus zu halten erscheint eher unsinnig, vielmehr wünschte man sich eine Kühlung der Wohnräume. Bislang wird dies noch immer häufig mit sogenannten „Klimaanlagen“ erreicht, die tatsächlich aber reine Kühlapparate sind. Im Passivhaus wird größter Wert auf passiven sommerlichen Wärmeschutz gelegt. Die Einstrahlung der Sonne durch Fensterflächen wird durch Beschattungsmaßnahmen verhindert. Wenn das geschickt ausgenutzt wird, kommt es gar nicht erst zu einer übermäßigen Erwärmung im Hausinnern. Die stark gedämmten Außenbauteile lassen Wärme sowieso kaum eindringen.

Ist die Wärme aber erst einmal im Haus hilft nur noch Kühlen. Verstärkte nächtliche Lüftung ist ein probates und effektives Mittel, leider jedoch nicht überall möglich. Klimaanlagen sind Energiefresser und meist auch mit Geräuschen und Luftzug verbunden. In größeren Objekten wird gerne eine Bauteilaktivierung vorgenommen, das heißt, dass die Flächen (Fußböden, Decken, Wände) die im Winter zur Beheizung genutzt werden, im Sommer mit kaltem Wasser durchströmt werden. Doch irgendwo muss auch diese Wärme abgeführt werden, was in Rückkühlwerken auf den Dächern großer Bürohäuser oder Industriegebäude erfolgt. Auch dieser Prozess ist energieintensiv.

Die Wohnraumlüftung kann nur sehr begrenzte Mengen an Wärme oder Kälte transportieren. Die Luftmengen sind auf den hygienisch notwendigen Luftwechsel beschränkt, der zwischen 0,3 und 0,5 Luftwechsel pro Stunde bedeutet. Es können dann in Wohnräumen mit 2,50 Metern Höhe Kühlleistungen von bescheidenen 3-4 W/m² erreicht werden. Die Kühlung kann mit einer adiabaten Kühlung relativ energieeffizient ausgeführt werden. Bei dieser Art der Kühlung wird Wasser noch vor dem Wärmeübertrager in die Abluft eingesprüht, das dort verdampft und die Temperatur deutlich senkt. Im Wärmeübertrager wird nun die Temperatur der Außenluft gegen die der Abluft getauscht, so dass die Zuluft mit einer Temperatur von ca. 16°C in die Räume eingebracht wird. Wenn dies auch nicht einer wirklichen Kühlung wie von einer Klimaanlage mit Kälteregister entspricht, so bedeutet es doch eine gewisse Linderung und jedenfalls keinen zusätzlichen Wärmeeintrag durch die Lüftung.

Die Kühlung der Luft kann auch durch den Erdwärmeübertrager erfolgen (im Bild oben der etwas kleinere Kasten rechts). Sole fließt durch eine Erdwärmesonde oder einen Erdwärmekollektor (Anschlüsse im Hintergrund an der Wand), nimmt dort die Temperatur des Erdreichs an und temperiert damit die der Lüftungsanlage zugeführte Außenluft. Im Winter steigt dabei die Lufttemperatur so weit, dass kein Einfrieren im Wärmeübertrager der Lüftungsanlage geschieht, im Sommer kühlt es die Außenluft ein wenig, so dass zumindest der zusätzliche Wärmeeintrag durch die Lüftung verhindert ist.

Lüftungsanlagen sind weder laut noch erzeugen sie Zugluft. Die Befürchtung vieler Bauherren ist schlicht falsch und die Ressentiments gegenüber Lüftungsanlagen sind ungerechtfertigt. Lüftungsanlagen heben den Komfort von Wohnungen und gehören zum modernen Wohnungsbau wie auch zur Sanierung dazu.


Bildnachweise:
„Lüftungsanlage mit Vorwärmregister“ Foto: O.Matthaei, 2014, cc-by-sa

Ingenieurbüro Matthaei
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